Anna Freud Verein
aus psychoanalytischer Sicht
Arbeitsgemeinschaft Anna Freud e.V.
Theaterplatz 15
52062 Aachen
Kontonr.: 1 070 396 781
BLZ: 390 500 00
IBAN: DE79 3905 0000 1070 3967 81
SWIFT/BIC: AACSDE33XXX
Sparkasse Aachen
1. Vorsitz: Marita Zander-Barts
Stellvertretende Vorsitzende: Margarete Nachtwey
Schatzmeisterin: Heike Schmitt
Schriftführung: Dr. Gabriele Potthoff-Westerheide
Als praktizierende analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen haben wir den Verein „Anna Freud e.V.“ gegründet, um das Verständnis von seelischer Entwicklung, von Erkrankungen und Krisen und deren zugrunde liegenden unbewussten Konflikten zu fördern.
Mit unserer bisherigen Arbeit ist es uns in Kooperation mit dem Fachbereich Sozialwesen der KatHO (Katholischen Hochschule Abteilung Aachen) gelungen, erfahrene Fachreferenten zu gewinnen, Supervisionen und Fortbildungsangebote zu organisieren und uns in aktuellen öffentlichen Stellungnahmen für ein analytisches Verstehen einzusetzen. Unsere Veranstaltungen richten sich an Kollegen, Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Eltern und alle Interessierten.
Im Wintersemester 2004 sprach Prof. Dr. Leon Wurmser, Psychoanalytiker (USA), in Aachen zum Thema „Trauma und die Absolutheit des Gewissens“ auf Einladung von Prof. Dr. Jörg Baur und mit Unterstützung durch die Arbeitsgemeinschaft Anna Freud für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.
Die traumatische Verletzung von Körper und Seele und damit die Arbeit mit traumatisierten Menschen sei, so Baur einleitend, in den letzten Jahren in den Mittelpunkt des Interesses von Forschung und Therapie gerückt. Biopsychosoziale Auswirkungen von Geiselnahmen, Unfällen, Naturkatastrophen, Folterungen, Misshandlungen und sexuellem Missbrauch begegneten den Fachkräften in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern. Das „gemeinsame, system- und berufsgruppenübergreifende Anliegen“ sei, traumatisierten Menschen eine angemessene und wirksame professionelle Hilfe zukommen zu lassen. Dazu werde, so Baur, sowohl ein differenziertes Verständnis der Psychodynamik benötigt, die durch ein Trauma ausgelöst werde und die möglicherweise auch zu Retraumatisierungen führe, als auch spezifische methodische Zugänge bzw. Interventionsformen wie EMDR, Stabilisierungsarbeit, Ego-State-Ansätze, Imaginationstechniken u.a. Wurmser näherte sich dem Thema Traumabehandlung von der verstehenden Seite her. Er rekonstruierte die komplexen intrapsychischen Prozesse einer traumatisierten Patientin in sowohl menschlich einfühlsamer als auch fachlich differenzierter Weise: eine überzeugende Rekonstruktion der Wechselwirkung, so Baur, zwischen den von außen einwirkenden traumatischen Ereignissen und den intrapsychischen Prozessen, wie sie in der Biografie der Patientin insbesondere im familiären Kontext entstanden.
Léon Wurmser (geb. 31. Januar 1931 in Zürich, Schweiz) ist ein in den USA und Europa tätiger US-amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker und Verfasser einer Vielzahl von Veröffentlichungen.
Der 1931 in der Schweiz geborene Wurmser studierte an den Universitäten Zürich und Basel Medizin, bevor er in den 1960er-Jahren in die USA auswanderte. In seiner wissenschaftlichen Laufbahn war Wurmser als klinischer Psychiater und Psychoanalytiker Hochschullehrer an der West Virginia University in Charleston (West Virginia), USA, sowie an der University of Maryland, Baltimore County. Er ist auch nach seiner Emeritierung als Lehr- und Kontrollanalytiker für die New York Freudian Society in New York sowie als Psychoanalytiker in eigener Praxis in Towson, Maryland und als international gefragter Referent und Autor tätig.
Wurmser war einer der ersten Analytiker in der Geschichte der Psychoanalyse nach Freud, der das faktische Dogma der Nichtbehandelbarkeit schwerster Borderline-Persönlichkeitsstörungen durch die Psychoanalyse nicht mehr akzeptiert und durch zumindest partiell erfolgreiche Behandlungen widerlegt hat.
Ein Schwerpunkt der Veröffentlichungen Wurmsers liegt in der Auseinandersetzung mit dem Über-Ich und dem Scham-Problem. Leon Wurmser: Die Maske der SchamDie Themen reichen von der Phänomenologie, Struktur und Genese der Scham, ihre – oft vernachlässigte – Abgrenzung gegen die Schuld, über Schamformen, -abwehr und Entfremdung bis zu den resultierenden Schlußfolgerungen für die psychoanalytische und -therapeutische Technik. Dabei wird dem Leser auch die gesellschaftliche Dimension dieses Affekts deutlich: Theoretisch fundiert und stilistisch einfühlsam entwickelt der Autor die Bedeutung der Scham in den Beziehungen des Alltagslebens, in der Pathologie und in der Politik wie auch ihre Widerspiegelung in der schöngeistigen Literatur.
Leon Wurmser: Die Maske der Scham
Die Themen reichen von der Phänomenologie, Struktur und Genese der Scham, ihre – oft vernachlässigte – Abgrenzung gegen die Schuld, über Schamformen, -abwehr und Entfremdung bis zu den resultierenden Schlußfolgerungen für die psychoanalytische und -therapeutische Technik. Dabei wird dem Leser auch die gesellschaftliche Dimension dieses Affekts deutlich: Theoretisch fundiert und stilistisch einfühlsam entwickelt der Autor die Bedeutung der Scham in den Beziehungen des Alltagslebens, in der Pathologie und in der Politik wie auch ihre Widerspiegelung in der schöngeistigen Literatur.
Die analytische Kindertherapie hat zum Ziel, die emotionale Welt von Kindern und Jugendlichen zu verstehen. Es sollen für ihre seelischen Konflikte Lösungen gefunden werden, damit Symptome an Bedeutung verlieren und überflüssig werden.
Reifungsprozesse und Entwicklungsschritte bestimmen die Kindheit und das Jugendalter. Manches Mädchen, mancher Junge geraten dabei in schwere Krisen und unlösbare innere Konflikte oder erleben traumatisierende Beziehungen und Ereignisse, die die unbeschwerte Entwicklung hemmen. Dabei können psychische und somatische Symptome auftreten, wie etwa Ängste, Zwänge, Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Beschwerden wie Bauchund Kopfschmerzen, soziale Auffälligkeiten wie Rückzug, Schule schwänzen, Stehlen und Lügen.
Sind diese Symptome nicht nur vorübergehender Natur, sondern bringen das Kind und seine Umwelt in Not und Sorge, dann brauchen die Heranwachsenden therapeutische Hilfe.
Denn „Zeit allein heilt keine Wunden“
Anna Freud wurde 1895 in Wien geboren. Sie war die jüngste Tochter von Martha und Sigmund Freud und wurde in den 1920er Jahren eine seiner engsten Mitarbeiterinnen.
Als gelernte Pädagogin entwickelte sie die Psychoanalyse des Kindes in Theorie und Praxis („Einführung in die Technik der Kinderanalyse“, 1927; „Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung“, 1965). Ihre Schrift „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ (1936) ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie.
1938 emigierte Anna Freud mit ihrer Familie und ihrem schon schwer kranken Vater nach London. Dort gründete sie mit Dorothy Burlingham ein Waisenheim für kriegstraumatisierte Kinder, die „Hampstead War Nurseries“, heute als „Hampstead Child Therapy Clinic“ bekannt, ein vitales Zentrum der Lehre und Praxis für Kinderanalyse und analytische Psychotherapie.
Bis ins hohe Alter war Anna Freud Kinderanalytikerin, Ausbilderin und Herausgeberin der Zeitschrift „Psychoanalytic Studies of the Child“ sowie zahlreicher Publikationen. So wurde sie zur Pionierin der psychoanalytischen Kindertherapie.