Anna Freud Verein
aus psychoanalytischer Sicht
Arbeitsgemeinschaft Anna Freud e.V.
Theaterplatz 15
52062 Aachen
Kontonr.: 1 070 396 781
BLZ: 390 500 00
IBAN: DE79 3905 0000 1070 3967 81
SWIFT/BIC: AACSDE33XXX
Sparkasse Aachen
1. Vorsitz: Marita Zander-Barts
Stellvertretende Vorsitzende: Margarete Nachtwey
Schatzmeisterin: Heike Schmitt
Schriftführung: Dr. Gabriele Potthoff-Westerheide
Als praktizierende analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen haben wir den Verein „Anna Freud e.V.“ gegründet, um das Verständnis von seelischer Entwicklung, von Erkrankungen und Krisen und deren zugrunde liegenden unbewussten Konflikten zu fördern.
Mit unserer bisherigen Arbeit ist es uns in Kooperation mit dem Fachbereich Sozialwesen der KatHO (Katholischen Hochschule Abteilung Aachen) gelungen, erfahrene Fachreferenten zu gewinnen, Supervisionen und Fortbildungsangebote zu organisieren und uns in aktuellen öffentlichen Stellungnahmen für ein analytisches Verstehen einzusetzen. Unsere Veranstaltungen richten sich an Kollegen, Lehrer, Erzieher, Sozialpädagogen, Eltern und alle Interessierten.
Vortrag „Die psychischen Störungen adoleszenter Mädchen“
Wie Selbstbeschädigungen und Essstörungen den Körper zum Kampfplatz machen
Dienstag, 13. Juni 2017 19.00 Uhr
Aula der Kath. Hochschule NRW
Robert-Schuman-Straße 25
52066 Aachen
Vortragsgebühr: 10 Euro
Studierende: frei
Mädchen stehen insbesondere in der Adoleszenz im Fokus geschlechtstypischer gesellschaftlicher Erwartungen, denen sie gerecht werden sollen. Gleichzeitig gilt es, die umfangreichen Entwicklungsaufgaben dieser Lebensphase zu bewältigen, was nicht immer gelingt. Wie sieht das Seelenleben adoleszenter Mädchen wirklich aus? Erkennbar ist, dass Mädchen stärker als Jungen unter somatoformen und psychosomatischen Störungen und einer Neigung zu vermehrter Depression und Ängsten leiden. Die Verarbeitung ihrer Konflikte ist deutlich stärker nach innen gerichtet und tendenziell autoaggressiv. Daher leiden sie während ihrer Pubertät und danach häufig an Essstörungen, Depressionen sowie an selbstverletzendem Verhalten, was auf der Seite von Sozialpädagog*innen, Lehrer*innen und Psychotherapeut*innen eine große Herausforderung darstellt.
Jungs hingegen haben mehr Probleme mit der Beherrschung von aggressiven Affekten, sie neigen darum auch stärker zu sozial störenden, ausagierenden Verhaltensweisen mit Aggressionen und Hyperaktivität und tragen so ihre Konflikte in die Außenwelt. In Bildern gesprochen kann gesagt werden: Jungen machen den Schulhof zum Kampfplatz und Mädchen den eigenen Körper!
In psychoanalytischer Sicht erfährt das Mädchen ihren Selbstwert primär über die Anerkennung durch die Mutter. Für die Entwicklung ihrer Weiblichkeit ist eine liebevoll-anerkennende und zärtliche Beziehung zwischen Vater und Tochter von höchster Bedeutung.
Töchtern wird zwar mehr emotionale Zuwendung entgegengebracht als Söhnen, jedoch werden sie andererseits in ihrem Verhalten stärker beaufsichtigt und kontrolliert. Darum besitzen Mädchen häufig ein gut strukturiertes, jedoch auch strengeres Über-Ich. Sie müssen erst lernen, ihre Aggressionen auf die Außenwelt zu richten. Misslingt das in der Adoleszenz, wird die Aggression gegen das eigene Selbst und den Körper gerichtet mit den bekannten zerstörerischen Folgen.
Im Rahmen der seit 2004 von der Katholischen Hochschule (KatHO) NRW in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Anna Freud für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie Aachen e.V. veranstalteten Vortragsreihe zu verschiedenen psychoanalytischen Konzepten ist es erneut gelungen, Dr. Hans Hopf als fachkundigen und renommierten Referenten für dieses Thema zu gewinnen. Dr. Hopf widmet sich differenziert den angesprochenen seelischen Innenwelten der Mädchen und macht sie sowohl für pädagogische als auch psychotherapeutische Fachkräfte verstehbarer.
Hans Hopf, Dr. rer. biol. hum. Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, bis 1995 in eigener Praxis tätig, danach Therapeutischer Leiter im Therapiezentrum „Osterhof“, Baiersbronn. Dozent und Kontrollanalytiker an den Psychoanalytischen Instituten Stuttgart und Würzburg.
Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen mit den Schwerpunkten Aggession, Traum, Spezielle Neurosenlehre bei Kindern und Jugendlichen, ADHS sowie männliche und weibliche Identität. Seit 2003 wieder in eigener Praxis als Psychotherapeut, Supervisor und Gutachter tätig. Träger des Diotima-Ehrenpreises der Deutschen Psychotherapeutenschaft 2013.
Hopf, H. (2017): Flüchtlingskinder – gestern und heute. Eine Psychoanalyse. Stuttgart: Klett-Cotta.
Hopf, H. (2016): Töchter träumen ihren Vater. In: Huber, J., Walter, H. (Hrsg.): Der Blick auf Vater und Mutter. Wie Kinder ihre Eltern erleben. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Heinemann, E.; Hopf, H. (2015): Psychische Störungen in Kindheit und Jugend. Stuttgart: Kohlhammer.
Hopf, H. (2011): Räume Bewegung Externalisieren. Die Lust der Jungen an den äußeren Welten. In: Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Heft 151 S.331-348.
Heinemann E.; Hopf, H. (2010): Psychoanalytische Pädagogik – Theorien, Methoden, Fallbeispiele. Stuttgart: Kohlhammer.
Hopf, H.; Windaus, E. (Hrsg.) (2009): Lehrbuch der Psychotherapie, Bd. 5: Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie. München: CIP-Medien.
Hopf, H. (2008): Die unruhigen Jungen. Externalisierende Störungen, Philobatismus und Männlichkeit. In: Dammasch, F. (Hrsg.): Jungen in der Krise. Frankfurt: Brandes & Apsel.
Heinemann, E.; Hopf, H. (2006): ADHS. Symptome, Psychodynamik, Fallbeispiele, psychoanalytische Theorie und Therapie. Stuttgart: Kohlhammer.
Seiffge-Krenke, I. (2017): Die Psychoanalyse des Mädchens. Stuttgart: Klett-Cotta.
Die analytische Kindertherapie hat zum Ziel, die emotionale Welt von Kindern und Jugendlichen zu verstehen. Es sollen für ihre seelischen Konflikte Lösungen gefunden werden, damit Symptome an Bedeutung verlieren und überflüssig werden.
Reifungsprozesse und Entwicklungsschritte bestimmen die Kindheit und das Jugendalter. Manches Mädchen, mancher Junge geraten dabei in schwere Krisen und unlösbare innere Konflikte oder erleben traumatisierende Beziehungen und Ereignisse, die die unbeschwerte Entwicklung hemmen. Dabei können psychische und somatische Symptome auftreten, wie etwa Ängste, Zwänge, Depressionen, Essstörungen, selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Beschwerden wie Bauchund Kopfschmerzen, soziale Auffälligkeiten wie Rückzug, Schule schwänzen, Stehlen und Lügen.
Sind diese Symptome nicht nur vorübergehender Natur, sondern bringen das Kind und seine Umwelt in Not und Sorge, dann brauchen die Heranwachsenden therapeutische Hilfe.
Denn „Zeit allein heilt keine Wunden“
Anna Freud wurde 1895 in Wien geboren. Sie war die jüngste Tochter von Martha und Sigmund Freud und wurde in den 1920er Jahren eine seiner engsten Mitarbeiterinnen.
Als gelernte Pädagogin entwickelte sie die Psychoanalyse des Kindes in Theorie und Praxis („Einführung in die Technik der Kinderanalyse“, 1927; „Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung“, 1965). Ihre Schrift „Das Ich und die Abwehrmechanismen“ (1936) ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der psychoanalytischen Theorie.
1938 emigierte Anna Freud mit ihrer Familie und ihrem schon schwer kranken Vater nach London. Dort gründete sie mit Dorothy Burlingham ein Waisenheim für kriegstraumatisierte Kinder, die „Hampstead War Nurseries“, heute als „Hampstead Child Therapy Clinic“ bekannt, ein vitales Zentrum der Lehre und Praxis für Kinderanalyse und analytische Psychotherapie.
Bis ins hohe Alter war Anna Freud Kinderanalytikerin, Ausbilderin und Herausgeberin der Zeitschrift „Psychoanalytic Studies of the Child“ sowie zahlreicher Publikationen. So wurde sie zur Pionierin der psychoanalytischen Kindertherapie.